Auch wenn die westliche Kultur mit dem Etikett "post-christlich" geohrfeigt wird, bedeutet das nicht, dass Verweise auf biblische Ideen weggeschrubbt worden sind. Tatsächlich taucht das Nicken zur Heiligen Schrift recht häufig in der Popkultur auf - von Filmen bis hin zu Rockstars.
Allerdings können diese Versuche, an dem festzuhalten, was die Bibel tatsächlich sagt, danebengehen. Viel zu oft. Wir haben nämlich einige "jeder kennt" Vorstellungen von Gottes Wort, die viel mehr dem westlichen Ethos entlehnt sind als der Weisheitsliteratur. Man könnte sagen, sie sind so etwas wie die "Altweibergeschichten", die die populäre Vorstellungskraft dem Guten Buch zugeschrieben hat.
Das heißt aber nicht, dass diese "Phantomverse" in Ordnung sind. Tatsächlich stehen sie sogar im Widerspruch zu dem, was die Schrift lehrt. Manchmal auf schädliche Weise.
Von welchen Versen glauben Menschen, dass sie in der Bibel stehen, auch wenn das in Wirklichkeit nicht der Fall ist? Um den Beitrag übersichtlich zu halten, werden hier nur 5 solcher Verse vorgestellt und biblisch widerlegt.
1: Gott hilft denen, die sich selbst helfen
Der so genannte "American Dream", der auch den Rest der westlichen Welt massiv beeinflusst hat bedeutet, dass fast jeder mit nichts ins Land hineingeboren werden kann oder mit nichts ins Land kommt, hart arbeitet, ein bis drei Darlehenszahlungen erhält und mit genug Geld stirbt, um es Kindern zu hinterlassen. Und dieser "Vers" (der vielleicht bis zum Äsop des Fabelruhmes zurückreicht) passt gut zu dieser im Westen weit verbreiteten Ethik.
Aber er ist definitiv nicht biblisch.
In der Bibel kommt die Hilfe immer von einem Ort, den der Psalmist in Psalm prägnant auslegt:
Als die Israeliten auf die krachenden Wellen des Roten Meeres und die zermalmenden Pferde der Armee des Pharaos starrten, ließ Gott das Volk keine Boote bauen. Er brachte die Hilfe:
"Der Herr wird für dich kämpfen; du brauchst nur still zu sein." (Exodus 14:14)
Wenn verzweifelte Menschen zu Jesus kamen und ihn um Hilfe baten, ließ er sie nie ihren Mut unter Beweis stellen. Schließlich kennt Er die Sündhaftigkeit in uns. Stattdessen half Er ihnen aus seinem eigenen Mitgefühl heraus.
Heißt das, dass wir einfach durch unseren christlichen Weg schweben können? Ganz und gar nicht. Tatsächlich ist es wegen unserer Erlösung durch Christus, dass Gott uns alles gegeben hat, was wir brauchen, um "in jedem guten Werk reichlich vorhanden zu sein" (2. Kor 9,8). Wir sind gerettet, um Gutes zu tun, weil Gott uns die Werkzeuge und die Kraft gibt, es zu tun.
2: "Auch das wird vorübergehen."
Immer wenn etwas Schlimmes passiert, taucht dieser "Vers" auf. Er klingt sicherlich biblisch, und einige haben ihn sogar im Fernsehen als aus Gottes Wort zitiert. Aber das ist er nicht, und er ist nicht einmal unbedingt wahr.
Sicher, wir werden gewöhnlich über den lähmenden Schmerz des Verlustes hinausgehen oder einen anderen Job finden oder uns von den Folgen eines Unfalls erholen. Aber nicht jeder Schmerz wird vergehen, solange wir hier auf der Erde und in diesem Körper sind.
Tatsächlich vergehen manche Schmerzen nicht, weil Gott für sie eine größere Bestimmung hat. Als Paulus mit einem Dorn in seinem Fleisch kämpfte, flehte er Jesus an, ihn zu entfernen. Man sollte meinen, dass Paulus, der viele Wunder sah, als er das Evangelium predigte, diesen Schmerz "vergehen" sah. Aber das tat er nicht und akzeptierte es:
Wir können sicher sein, dass Gott uns Trost spendet, aber das bedeutet nicht, dass er uns notwendigerweise die Quelle des Schmerzes wegnehmen wird.
3: "Ja, wahrlich, Gott möchte, dass du glücklich bist."
Dieser populäre Vers schwebt ab und zu an die Spitze und wurde auch schon von einigen Fernsehpredigern herumgeschleudert. Wir denken gerne, dass unser Glück Gottes höchstes Ziel ist, weil das zu unserer konsumorientierten, auf sofortigen Zugang ausgerichteten Welt passt, in der man es verdient. Es ist ein Vers, der es den Menschen erlaubt, andere biblische Gebote zu umgehen, weil, wie oft behauptet wird, das Glück alles andere übertrumpft.
Aber keiner dieser falschen Verse richtet mehr Schaden an als dieser. Seien wir also ganz offen: Weltliches Glück ist weder Gottes Absicht, noch unser Existenzgrund. Wir sind hier, um Gott zu preisen - nicht, um Reichtum anzuhäufen, sich wohl zu fühlen, den einfachen Weg zu gehen, es leicht zu haben, eine gute Beziehung zu haben, zufrieden zu sein oder unsere persönlichen Ziele zu erreichen.
Paulus drückt es so aus: Wir sind hier, um Gott zu preisen:
"Und Gott hat uns mit Christus auferweckt und uns mit ihm in die himmlischen Reiche in Christus Jesus gesetzt, damit er in den kommenden Zeitaltern den unvergleichlichen Reichtum seiner Gnade zeigen möge, die in seiner Güte uns gegenüber in Christus Jesus zum Ausdruck kommt. (Epheser 2:6-7)
Warum werden wir gerettet? Damit Gott für immer auf uns als Beweis seiner Liebe und seiner Herrlichkeit hinweisen kann. Das allein genügt schon, um uns glücklich zu machen und uns Freude zu schenken. Aber das weltliche Glück, die Verwirklichung persönlicher Ambitionen ist nicht das Ziel.
Wenn wir unser Glück über alles andere stellen, missachten wir sogar völlig die wichtigsten Gebote Jesu:
Unser eigenes Glück als höchstes Ziel zu erheben, steht beiden Geboten im Weg. Wir lieben Gott, indem wir ihm gehorchen. Wir lieben unseren Nächsten, indem wir ihm dienen.
4: "Wenn du nur hart genug arbeitest, wirst du erfolgreich sein."
Ist harte Arbeit gut? Ja. Tatsächlich wird uns in Sprüche immer wieder gesagt, dass wir hart arbeiten sollen (12:11, 13:4, 14:23 usw.). Jesus hat während seines Erdenlebens ein unermüdliches Tempo gehalten, und du wirst nie hören, dass Paulus jemanden verurteilt, der hart arbeitet (in der Tat verurteilt er in 2. Thessalonicher 3,10 diejenigen, die das nicht tun).
Aber die weit verbreitete Vorstellung, dass harte Arbeit notwendigerweise gleichbedeutend ist mit reichlich irdischem Segen, hat in der Heiligen Schrift keine Grundlage. Tatsächlich hatte Jesus trotz all seiner harten Arbeit manchmal nirgends Gelegenheit, nachts auch nur zu schlafen (Lukas 9:58). Paulus, der unermüdliche Zeltmacher, verbrachte einen Großteil seiner Zeit damit, vor dem Pöbel davonzulaufen und im Gefängnis zu singen.
Als Christ sollen wir an allem arbeiten, als ob wir es für Jesus täten. Aber unsere Belohnung besteht darin, dass wir wissen, dass wir unser Bestes für ihn getan haben, und nicht darin, dass wir unsere Bankkonten aufblühen sehen. Wir mögen zwar greifbaren Segen für unsere harte Arbeit erhalten, aber der größere Segen ist das Wissen, dass unser Vater, der alles sieht, erfreut ist (Matthäus 6,4). Das ist an sich schon eine große Belohnung. Entwertet wird jede Arbeit, jede Handlung und jede (scheinbar) gute Tat nur, wenn wir sie aus niederen Beweggründen tun, um dabei gesehen zu werden, für unseren Status zu werben und uns dadurch wie die damaligen Pharisäer vor anderen zu profilieren.
"Habt acht, daß ihr eure Almosen nicht vor den Leuten gebt, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gepriesen zu werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen. Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, er wird es dir öffentlich vergelten." (Matthäus 6:1-4)
5: "Folge einfach deinem Herzen und glaube, und du kannst alles tun."
Manchmal scheinen Disney-Filme in die Heilige Schrift einzudringen. Vielleicht weil wir Menschen Aschenputtel-Geschichten (ungerechte Lumpen bis hin zu magischen Reichtümern) lieben, hat sich die Vorstellung, dass wir "alles sein können, was wir sein wollen, wenn wir nur glauben", in das Gewebe unserer Sicht der Bibel eingewoben. David, der Hirtenjunge, wurde ein König, nicht wahr?
Aber wir sind nicht dazu bestimmt, irgendetwas zu tun. Wir sind dazu bestimmt, den Zweck zu erfüllen, den Gott für unser Leben hat. Zum Beispiel wurde David geschaffen, um König zu sein. Tatsächlich hatte Jakob/Israel lange vor seiner Geburt prophezeit, dass ein Herrscher aus der Linie Judas hervorgehen würde (1. Mose 49:10). David "folgte nicht seinem Herzen" auf den Thron Israels. Er folgte seinem Gott auf dem für ihn vorgezeichneten Weg (Psalm 119:35).
Gott gibt uns Leidenschaften und Wünsche und benutzt unser Leben, um uns auf seine Ziele vorzubereiten - so wie er David während seiner Zeit als Hirte, Soldat und Hofmusiker auf die Zeit seines Königtums vorbereitet hat. Aber das funktioniert nur, wenn wir unser Leben vollständig Seiner Führung übergeben. Wenn wir andererseits unser Leben damit verbringen, dieses "was immer wir sein wollen" zu verfolgen, könnten wir sehr wohl desillusioniert und unzufrieden enden, selbst wenn wir all unsere weltlichen Ziele erreichen, aber dagegen entschieden haben, unsere Bestimmung zu erfüllen.