[Vor einigen Tagen hatten wir uns auf den Weg nach Tokyo gemacht und uns dabei in die Welt der japanischen Schnellstraßen, der Kōsoku-dōro 高速道路 gewagt](https://steemit.com/hive-146118/@maxinpower/k-soku-d-ro-autobahn-auf-japanisch-mein-japan). Wir hatten uns aus verschiedenen Gründen für unser kleines Auto und gegen den Shinkansen entschieden, und der Auftakt unserer Reise verlief problemlos, auch wenn wir die doppelte Zeit bis ans Ziel gebraucht hatten. Und da wir nun schon einmal mit dem Auto in Tokyo waren, ging es auch am nächsten Tag wieder auf die Straße.
Der eigentliche Grund für meinen Besuch in der japanischen Hauptstadt war eher offiziell. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, war mein Reisepass fast abgelaufen und es wurde dringend Zeit einen neuen zu beantragen. Die deutsche Botschaft sitzt natürlich in Tokyo und besteht auf persönliches Erscheinen, als Alternative wurde mir nahegelegt, doch nach Deutschland zu reisen und dort auf dem Amt vorstellig zu werden. Kommentare hierzu erspare ich mir hier und heute.
Aber es ist, wie es ist - Wir waren in Tokyo und wollten nach Azabu, einem Viertel in der Mitte der Stadt, in dem viele ausländischen Botschaften ansässig sind. Vor einigen Jahren war ich schon einmal dort gewesen, und wusste daher noch, wo ich hinmusste. Obwohl ich natürlich damals mit der U-Bahn angereist war, und nicht wie bei diesem Mal mit dem eigenen Auto. Aber dank Google Maps kann man sich heute auch auf so etwas gut vorbereiten, was der Fahrt durch die Tokyoter Innenstadt bereits im Vorfeld den Schrecken genommen hatte.
Ganz im Gegenteil, eigentlich freute ich mich schon sehr auf die Fahrt durch Tokyo, denn ich würde wahrscheinlich nicht nur Neuland passieren, sondern auch mir bekannte Gegenden. Und diese würde ich diesmal aus ganz anderer Perspektive bestaunen können.
Laut Google Maps würden wir wohl fast eine Stunde für die Fahrt bis ins Botschaftsviertel veranschlagen können, aber in jeder besseren Großstadt würde es ähnlich lange dauern, und wir hatten es eigentlich auch nicht eilig. Glücklicherweise hatte auch das Wetter mitgespielt, und der Himmel zeigte sich von seiner freundlicheren und blauen Seite mit gelegentlichen Wolken und angenehmen 25 Grad. Beste Bedingungen, um trotz des etwas nervenden Termins bei der Botschaft eine tolle Zeit zu haben.
Und so ging es gegen 9 Uhr bereits los, der frühe Berufsverkehr sollte um diese Zeit gerade vorbei und die meisten Menschen bereits an ihrem Arbeitsplatz sein.
Wir kamen von Norden herein und näherten uns ziemlich schnell der Innenstadt. Es war richtig toll mal wieder in einer richtigen Großstadt unterwegs zu sein, und dann noch mit dem Auto. Kein Vergleich zu dem meist gemütlichen Fahren bei uns an der Westküste, wo ich oft nur an Reisfeldern, Wäldern und Flüssen vorbeikomme. Welche natürlich auch wunderschön und bezaubernd sein können, aber jetzt waren wir ja in Tokyo, und ich freute mich, endlich wieder Hochhäuser, Glaspaläste und Menschenmassen sehen zu können.
Nach kurzer Zeit passierten wir Ueno, ein Viertel in dem ich schon viele Male gewesen bin und auch übernachtet hatte. Und jetzt näherten wir uns Ochanomizu, einem Bahnhof, den ich bisher nur vom Zug aus gesehen hatte. Aber bereits damals war mir die interessante Kulisse hier aufgefallen, mehrere Brücken kreuzen über die Straßen und auch einen Fluss und bilden ein innerstädtische Gesamtkunstwerk, welche ich mir eine Tages unbedingt in Ruhe und aus der Nähe ansehen will.
Wir waren an die Straßenführung gebunden und deshalb fuhren wir unter diesen beiden Bahnbrücken durch, über die in in diesem Zeitpunkt gerade zwei Züge fuhren. Ein super Timing, aber leider waren wir innerhalb weniger Augenblicke schon wieder weiter und weg und wurden mit den nächsten Eindrücken bombardiert.
Manchmal konnte man fast denken, man wäre ganz alleine auf der Straße, so wie hier an einer Kreuzung direkt am kaiserlichen Palast. Kein Auto und keine Fußgänger weit und breit, ein Anblick der für Tokyo eher ungewöhnlich ist. Aber leer war es in der Stadt überhaupt nicht, aber wahrscheinlich schaffe ich es jetzt schon unbewusst, andere Personen aus meinen Fotos auszublenden.
Und appropos kaiserlicher Palast. Bereits auf der Hinfahrt näherten wir uns den Mauern der ehemaligen Edo-Burg und den heutigen Gemächern der kaiserlichen Familie gefährlich nahe, ließen sie dann doch links, oder eigentlich ja rechts liegen. Die Anlage ist ganz in der Nähe des Tokyoter Hauptbahnhofs gelegen, und auch wenn man nicht in das Innere gelangen kann, kann ich einen Besuch hier wirklich empfehlen. Den Kaiser wird man mit Sicherheit nicht zu Gesicht bekommen, aber die Atmosphäre vor an Palastmauern hat doch etwas so typisch japanisches.
Und dann waren wir auf einmal in Roppongi, dem berühmt-berüchtigten Vergnügungsviertel im Herzen Tokyos. Über uns führte auf mehreren Ebenen die Stadtautobahn entlang, und ich war eigentlich froh, hier unten dann doch eher ruhig und gemütlich entlang zu fahren. Wir näherten unserem Ziel und bis hierher hatte die Fahrt wirklich Spaß gemacht.
Der Termin bei der Botschaft war glücklicherweise schnell erledigt, auch wenn mich der neue Reisepass letztendlich ziemlich teuer kommen wird. Aber ich hatte beschlossen, mir von dieser Angelegenheit nicht die gute Laune verderben zu lassen.
Und aus diesem Grunde hatten wir uns für die Rückfahrt zu unserem Hotel eine andere Strecke ausgesucht. Dabei wollten wir eigentlich nur beim Tokyo Tower vorbeifahren und hatten gehofft, dabei vielleicht einen kleinen Blick erhaschen zu können. Aber als wir fast unmittelbar am Tokyo Tower vorbeikamen, fanden wir doch direkt am Straßenrand doch eine Parkuhr, und wir beschlossen sogleich, anzuhalten und eine kleine Runde zu laufen.
Tokyo Tower wurde im Jahre 1958 nach dem Vorbild des Pariser Eifelturms erbaut und gehört auch heute noch zu den Top-Sehenswürdigkeit der Stadt. Mit über 332 Metern überragt er sein Pariser Vorbild um einige Meter, aber im Jahre 2012 musste er seine Spitzenposition in Tokyo an den neuerbauten SkyTree abgeben, welcher mit 634 Metern der höchste Fernsehturm und das zweithöchste Gebäude der Welt ist.
Während unserer kleinen Pause haben wir eine Runde um den Tokyo Tower und durch die unteren Stockwerke gedreht. Anschließend haben wir uns dann etwas leckeres zum Mittag gegönnt und waren nach diesem kleinen Abstecher noch besserer Laune als zuvor.
Weiter ging es mit dem Auto und auch auf der Rückfahrt führte uns unser Weg am kaiserlichen Palast vorbei. Diesmal lag er auf der linken Seite und wir waren noch dichter dran als bei der Hinfahrt.
Fotos aus dem fahrenden Auto sind so eine Sache, aber ich hoffe, sie bringen trotzdem ein wenig der Kulisse rüber, an der wir vorbeikamen. Für mich war es vor allem deshalb so besonders, weil ich hier schon einige Male gewesen bin, und nun ein wenig meine Erinnerungen auffrischen konnte.
Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Edo-Burg zum Hauptsitz des Tokugawa-Clans, der damals die Macht in Japan übernommen hatte und die neue Hauptstadt in Edo begründet hatte. Nach dem Ende der Edo-Zeit und der Restaurierung der kaiserlichen Macht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Gelände der Edo-Burg der heutige kaiserliche Palast errichtet. Einige Teile dieser Anlage sind heute für die Öffentlichkeit zugänglich, das Innere der Palastanlage wird aber kein normaler Sterblicher je zu Sehen bekommen. Viele Außenmauern und auch einige Tore sind aber bis heute erhalten geblieben und helfen dem Besuch sich ein Bild davon zu machen, wie es hier vor einigen Jahrhunderten ausgesehen haben könnte.
Aus dem Auto hat man einen ganz anderen Blickwinkel und die Bilder vor dem eigenen Auge sind nur sehr flüchtig. Innehalten und in Ruhe betrachten war leider nicht möglich, aber dafür konnten wir alle paar Sekunden ein neues Straßenbild genießen.
Auf der Rückfahrt näherten wir uns auch wieder Ochanomizu, diesmal von einer anderen Seite, welche mich noch neuriger auf diesen Ort gemacht hatte. Hoffentlich schaffe ich es ein anderes Mal, hier einmal zu Fuß vorbeizukommen und diese Gegend genauer zu erkundigen.
An diesem Tag blieb uns nur ein schneller Blick, bevor es weiter ging durch die Straßenschluchten Tokyo, in denen sich uns immer wieder ein neues Bild bot.
Kurz darauf näherten wir uns Ueno, diesem mir doch so vertrauten Viertel. Vieles kam mir hier schnell wieder bekannt vor und ich freute mich sehr, durch diese Gegend zu fahren. Ganz hinten kann man bereits den Ueno-Park sehen, der direkt an den großen Umsteigebahnhof Ueno-Station angrenzt, wo ich schon unzählige Male ein- und ausgestiegen bin.
Und da waren wir schon am Bahnhof und sogleich auch wieder vorbei. Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder die Möglichkeit bekommen, selber hier wieder aus dem Bahnhof herauszuströmen und uns in das bunte Treiben der Stadt zu stürzen.
Da wir bisher so gut durchgekommen sind, hatte ich kurfristig vorgeschlagen, noch einen kurzen Abstecher nach Asakusa zu machen, einem früheren Unterhaltungsbezirk, der heute insbesondere bekannt ist für den hier liegenden Senso-ji Tempel, den ältesten und bedeutendsten buddhistischen Tempel von Tokio.
Den Weg von Ueno nach Asakusa hatte ich schon einige Male zurückgelegt, mit der U-Bahn aber auch zu Fuß. Und so waren wir auch die Straßen sofort wieder vertraut und ich wusste instinktiv, wie ich zu fahren hatte.
Zu normalen Zeiten würde Asakusa von Besuchern nur so wimmeln, aber aufgrund der immer noch anhaltenden Situation fehlen insbesondere die ausländischen Gäste hier in Tokyo als auch im Rest von Japan. Aber aus diesem Grund wirkt das Geschehen hier viel ruhiger und entspannter, aber natürlich auch sehr ungewohnt. Inbesondere beim Autofahren merkt man schnell, wie wenig Menschen doch unterwegs sind, wahrscheinlich ist jetzt die beste Zeit, um sich in dieser Ecke der Stadt einmal ganz in Ruhe und ohne Stress umzusehen.
Wie in den letzten Bildern bereits ersichtlich, näherten wir uns dem SkyTree, dem nunmehr höchsten Turm und Gebäude von Tokyo, welche auf der anderen Seite des Sumida-Flusses gelegen ist. Dort sieht man auch das Hauptquartier der Asahi-Brauerei mit ihrem ikonischen Wahrzeichen, der Asahi-Flamme, welche auch oft als goldene Kackwurst bezeichnet wird. Es kommt wohl auch hier auf den Blickwinkel an.
Der SkyTree ist von vielen Straßen aus zu sehen und schnell zu einem wichtigen Wahrzeichen Tokyos geworden. Rund um den Turm entstand ein ganz neues Viertel mit vielen Geschäften und Einkaufzentren, welche die Bewohner der Umgebung und die vielen Touristen, die auf die Fahrt auf den Turm warten, als Zielgruppe haben.
Zum Ende kamen wir noch einmal am Senso-ji vorbei, und konnten einen direkten Blick auf das Kaminari-Mon werfen, das Tor des Donners. Hier würden normalerweise sich die Besuchermassen nur so stauen, an diesem Tag konnten sich die weniger Touristen aber ganz in Ruhe umsehen und ihre Fotos machen.
Zum Abschluss noch ein letzter Blick auf das Kaminari-Mon und dann ging es zurück in Richtung Hotel. Es war gerade erst Mittag und für den Nachmittag hatten wir noch andere Pläne, denn in dieser riesigen Stadt gibt es überall und zu jeder Zeit etwas zu sehen.
Diese Runde mit dem Auto durch die Innenstadt war eine wunderbare Sache und eine ganz tolle Erfahrung. Diese großartige Stadt mal von einer ganz anderen Seite aus zu sehen, hat wir wieder einmal gezeigt, wie sehr ich doch Tokyo vermisse und wie gerne ich hier noch mehr Zeit verbringen würde.
Aber jetzt habe ich wieder ganz wertvolle Erinnerung und Bilder in meinem Kopf gespeichert, und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch in dieser faszinierenden Stadt.
Das war es für heute, aber ich bin bald zurück mit neuen Bilden und Eindrücken aus dem Land der aufgehenden Sonne. Euch allen wünsche ich einen wundervollen Tag!
# またね matane