Die Menschen sollten sich nicht vor Gott fürchten, zumindest nicht im modernen Sinne des Wortes.
Zu viele so genannte Christen haben diese Idee missbraucht und Gott als eine Art kurzsichtiges Monster hingestellt, das Sünder auf den ersten Blick erschlägt. Diese Panikmache hat sehr viele vom Glauben abgewendet und vielen Gläubigen eine falsche Vorstellung vom Wesen der Erlösung vermittelt. Viele dieser Christen müssen deshalb falsche Darstellungen, die sie über Gott gelernt haben, wieder verlernen.
Dennoch stoßen wir in der Heiligen Schrift oft auf Ausdrücke wie "die Furcht vor dem Herrn" und Verse, in denen von "Gottesfurcht" im Allgemeinen die Rede ist.
Haben wir also ein falsches Bild? Sollten wir uns vor Gott "fürchten"? Oder bedeutet dieser Satz etwas ganz anderes?
Tauchen wir in die Frage ein, was die "Gottesfurcht" ist oder was es bedeutet, "gottesfürchtig" zu sein (und was es nicht bedeutet). Wir werden einige spezifische Verse analysieren und einige praktische Wege zur Ausübung der Gottesfurcht aufzeigen.
Was ist die Furcht vor dem Herrn?
Das hebräische Wort für Furcht (yare') bedeutet in Versen wie Deuteronomium 6,24 "Ehrfurcht" oder "Furcht". In gewissem Sinne bedeutet es, ein gewisses Maß an Respekt vor einem mächtigen Wesen zu haben.
Diese Ehrfurcht hilft uns zu verstehen, wo wir als Sünder versagen, wenn wir in der Gegenwart eines heiligen und vollkommenen Gottes stehen.
"Yare" hat positive Konnotationen. Im Deutschen haben wir nicht wirklich ein Wort für positive Furcht. Wenn Gott uns bittet, "ihn zu fürchten", dann meint er nicht einfach "fürchtet mich".
Schließlich können wir auf Dutzende von Versen verweisen, in denen den Menschen in Gegenwart eines mächtigen Wesens gesagt wird, dass sie sich nicht fürchten sollen.
Gottesfurcht erinnert uns daran, warum wir unserer sündigen Natur nicht nachgeben sollten, und sie hilft uns, Erkenntnis und Weisheit zu erlangen (Sprüche 1,7).
Die Furcht vor dem Herrn geht über Respekt und Ehrfurcht hinaus und zieht uns in Buße zu ihm. Sie erinnert uns daran, wie sehr Gott die Sünde hasst und das wir, wenn wir sündigen, uns von falschen Handlungen abwenden und auf den Weg der Gerechtigkeit zurückkehren müssen.
Wenn wir Gott "fürchten", erkennen wir, dass wir ihm wegen seiner Heiligkeit und wegen seiner Abneigung gegen die Sünde folgen müssen. Es dient als Erinnerung an seine große Macht, seine Vorsehung und als Weg, auf dem wir geheiligt werden können, um ihm ähnlicher zu werden.
Was ist die Furcht vor dem Herrn nicht?
Die Furcht vor dem Herrn bedeutet nicht die Furcht vor ewiger Strafe. Wenn wir eine rettende Beziehung zu Gott haben, brauchen wir keine Angst davor zu haben, dass er sie uns im Handumdrehen wegreißt, wie ein Elternteil, der den Ungehorsam eines Kindes satt hat und sagt: "Dafür gibt es keine Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr!"
Johannes 10,27-30 sagt: "Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden nie vergehen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand des Vaters reißen. Ich und der Vater sind eins."
Die Furcht vor dem Herrn bedeutet auch nicht, darauf zu warten, dass Gott uns mit irgendeinem Gebrechen oder einer Krankheit schlägt, weil wir ihm nicht gehorcht haben. Obwohl die Sünde Folgen hat, kommt nicht jede Krankheit und Prüfung aus der Sünde. Tatsächlich ist das bei den meisten nicht der Fall.
Viele von uns sind mit einer falschen Darstellung von Gottes Gericht aufgewachsen.
Gott hasst die Sünde, und wir sollten auf jeden Fall zweimal darüber nachdenken, bewusst gegen seinen Willen zu handeln. Aber wenn wir Gott im deutschen Sinne und nicht im Sinne von "yare" fürchten, haben wir ein falsches Bild von unserem Schöpfer.
In Psalm 103:8 heißt es:
Ein furchteinflößender Gott im deutschen Sinne des Wortes hätte keine Geduld, keine Gnade und keine unerschütterliche Liebe. Ähnlich wie die griechischen Götter würde er die Menschen aus einer Laune heraus für die kleinste Kleinigkeit heimsuchen, wie Prometheus auf den Felsen.
Stattdessen haben wir einen Gott, der die Sünde hasst, und einen Gott, der Erbarmen mit reuigen Sündern hat. Kein Wunder, dass wir in Ehrfurcht vor ihm stehen.
Was sagt die Bibel über die Furcht vor dem Herrn?
Das Wort "Furcht" in Verbindung mit dem Herrn taucht in der Bibel mehr als 300 Mal auf. Es gibt reichlich Quellenmaterial, aus dem wir schöpfen können, aber lass uns einige Verse analysieren, die von der Furcht vor dem Herrn sprechen.
Die Furcht vor dem Herrn ist der Anfang der Erkenntnis; Narren verachten Weisheit und Unterweisung. - Sprüche 1:7
Gottesfurcht gibt uns Kenntnis von der Zerstörung der Sünde, von seinem Charakter und hilft uns, uns auf den Weg der Gerechtigkeit zu machen.
Das Ende der Sache; alles ist erhört worden. Fürchtet Gott und haltet seine Gebote, denn das ist die ganze Pflicht des Menschen. - Epheser 12,13
Wir haben die Pflicht, den Herrn zu fürchten und seine Gebote zu halten. Die Furcht erinnert uns daran, warum wir gehorchen, weil wir unserer sündigen Natur nicht nachgeben wollen.
Die ganze Schöpfung fürchtet den Herrn. Alle stehen in Ehrfurcht vor seiner wundersamen Kraft, Vollkommenheit und Macht.
3 Wege, gottesfürchtig zu sein:
Die Bibel macht deutlich, dass wir den Herrn fürchten sollten, aber wie gehen wir dabei vor? Die menschliche Natur führt nicht aus sich selbst heraus zu Ehrfurcht vor Gott, und wir brauchen oft etwa Lobpreislieder, um uns ein Bild davon zu machen.
Wie kann man also praktisch gottesfürchtig sein?
Erstens müssen wir uns der Gegenwart und Macht Gottes bewusst sein.
Keiner von uns kann sich wirklich mit der Natur des Herrn beschäftigen. Wir haben keine anderen Wesen, die Allmacht, Omnipräsenz oder Allwissenheit für sich beanspruchen können. Darüber hinaus kennen wir hier auf der Erde keine vollkommenen Menschen, und deshalb sind wir aufgrund unserer eigenen menschlichen Begrenzung, mit unseren Fähigkeiten allein zu keiner Vorstellung von Gottes Macht fähig, die ihm auch nur ansatzweise gerecht werden könnte.
Aber je mehr wir Gott verstehen, desto mehr verstehen wir seine Macht und seinen Hass auf die Sünde. Obwohl wir einen barmherzigen Gott haben, bedeutet dies nicht, dass wir weiterhin sündigen können, damit die Gnade reichlich vorhanden ist (Römer 6,1-2).
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Zweitens müssen wir den schwerwiegenden Charakter der Sünde anerkennen.
Selbst wenn wir eine rettende Beziehung zu Gott haben, geben wir jeden Tag der Sünde nach. Oft tun wir das, weil wir weder die Schwere unserer Handlungen noch die heimtückische Natur der scheinbar "harmlosen" Sünden verstehen.
Wenn wir Gottes Hass auf die Sünde verstanden haben und den Herrn fürchten, können auch wir auf dem Weg der Erkenntnis beginnen. Wir können begreifen, wie die Sünde Leben zerstört und von innen nach außen auseinanderreißt.
Schließlich kehren wir auf den Pfad der Rechtschaffenheit zurück.
Wenn wir Gottes Heiligkeit und seinen Hass auf die Sünde verstehen und ihm von ganzem Herzen folgen wollen, setzen wir die richtigen Prioritäten und wenden uns von sündigem Verhalten ab.
Schlussfolgerung
Gott ist nicht irgendein wütender Vater mit einem Baseballschläger, der bereit ist, zuzuschlagen, sobald wir der Versuchung nachgeben. Aber er hasst die Sünde.
Wenn wir seine Macht anerkennen und in Ehrfurcht vor ihm stehen, kommen wir nicht umhin zu sehen, wie die Sehnsüchte dieser Welt im Vergleich zu ihm verblassen. Wir fürchten ihn wegen seiner Macht, seines Zorns und seiner Liebe, die sich nicht gegenseitig ausschließen.